NUFA – Holiday
In diesem Frühjahr erscheint das dritte Album von Nufa auf Jochen Irmlers Klangbad Label. Es trägt den Namen „Holiday“. Wie jedes Album einer jeden Band, ob klug oder nicht, steckt auch Holiday voller Zitate. Hier Krautrock, Postrock, Jazz, Neue Musik - und als Bindemittel: Pop. Nufa begnügen sich jedoch nicht mit dem Abtasten von Oberflächen. Um hier mal probeweise eine Sprachanalogie zu bemühen: Sie zitieren nicht Wörter oder Sprechweisen, sondern Syntax. Tiefenstrukturen. Überhaupt sprechen auf Holiday allenfalls die Titel, denn – Achtung! – vor uns liegt ein Album voller Instrumentalstücke. 43 Minuten ohne ein Fitzelchen von Sprache, ohne eine einzige sinnstiftende Zeile, ohne Halt. Oje, werden einige jetzt denken und sich mit einer müden Drehbewegung um den schönsten Spaß bringen. Ein Fehler, denn Nufa entfalten auf Holiday eine seltene Form von Pathos – unaufdringlich und zwingend zugleich.
Der übliche und allemal hohle Verweis auf die Authentizität des Ganzen kann hier locker beiseite gelassen werden. Es ist klar, dass Nufa zum einzig Richtigen hin streben: zu größtmöglicher Eigenheit. Dies erreichen sie dank ihres übervollen Arsenals an musikalischen Mitteln spielend. Bei jedem neuen Anlauf, bei jedem Temperamentwechsel gelingt ihnen der unwahrscheinliche Dreh, die anhaltende Umarmung des Hörers. Manche Stücke sind tief melancholisch, von beinahe exzessiver Zartheit. Andere sprühen vor musikalischem Witz oder geben sich ganz einer Vertracktheit hin. Wieder andere setzen mit prügelnden Rhythmen, beschwörerischen Feedbacks und Subbässen eine lärmende Gerätschaft in Gang, entfachen einen Brand, der die Luft von süßlichen Düften klärt. All das nie besonders lang: 3, 4, 5 Minuten, höchstens. Mehr Zeit benötigen Nufa nicht, um ihre hörbar avancierten Arrangements zu entwickeln. Als lautete die Vereinbarung, es den Hörern leicht zu machen.
Herausgekommen ist ein Album reich an guten Augenblicken. Ich denke an die überraschend hereinbrechende Band-Euphorie in „My Name is Nic“ und an den Schluss von „In Arkadien“, wo ein Chor die Harmonien entführt und in einem metallenen Hallraum zum Verschwinden bringt. Ich denke an das federnde Schlagzeug und die Slide-Guitar-Seligkeit in „Jean“, an die Verlorenheit des Pianos in „Im Orbit“. – Holiday ist ein Entwurf einer idealen Landschaft, eine Anleitung zum Ausfliegen, ein richtig gutes Album eben.
– Mathias Zeiske (Musikliebhaber und herausgebender Redakteur der Literaturzeitschrift Edit - Papier für neue Texte)
Tracklisting:
A.
1. Take The Money
2. And Run
3. Alpha
4. In Arkadien
5. Der neue Mann
6. Breakfast Club
7. My Name is Nic
B.
8. Poqo
9. Im Orbit
10. Jean
11. Bürgermeister
12. Tatlin
13. Highway Story
Produced by NUFA and Hans-Joachim Irmler
Recorded in May 2012 at Faust-Studio Scheer by
Andreas Schmid
Additional Sound-Design by Jonas Dorn and PorkFour
Mixed by Pork-Four, Jonas Dorn and Andreas Schmid
Mastered by Andreas (Lupo) Lubich at Dubplates &
Mastering Berlin
Artwork and Layout by Beatrice Barth